Welche Überzeugungen über das Göttliche sollte ich hinterfragen?
- Z.W
- 4. Jan.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Jan.

Als ich mich darauf vorbereitete, ihm an diesem Tag zu begegnen, war ich überrascht, dass die vertraute Umgebung nicht vor meinem inneren Auge erschien. Stattdessen trat eine völlig unbekannte Landschaft in mein Bewusstsein, so plötzlich und schnell, dass ich den Übergang dorthin nicht bewusst wahrnehmen konnte. Den Übergang, von dem Moment, in dem die instrumentale Musik an ist, ich mein Notizbuch in der Hand halte, und mich innerlich auf seine Präsenz konzentriere, bis zu dem Punkt, an dem ich klare Bilder sehe, Worte höre und die damit verbundenen Gefühle wahrnehme, kann ich nicht wirklich beschreiben. Es fühlt sich an wie ein Wechsel, bei dem man in einem Moment noch hier ist und im nächsten plötzlich in eine andere Welt eintaucht. Der entscheidende Unterschied ist, dass ich als Individuum nicht in Trance oder Schlaf versinke, sondern die ganze Zeit über präsent bleibe. Mein Verstand und mein kritisches Denken sind zwar im Hintergrund, aber nicht abgeschaltet.
In einem Moment bin ich noch hier, sitze ganz wach in meinem Zimmer, und im nächsten kommen die Bilder, die dazugehörigen Gefühle und die Worte. Die Übertragung dessen ist telepathisch, anders kann ich es nicht beschreiben, und ich finde keine Sprache, die auch nur im Entferntesten daran heranreicht um es adäquat zu beschreiben. Der Übergang findet so natürlich und glatt statt, dass eine bewusste Beobachtung dessen nicht möglich ist.
Für die nächsten 20 bis 45 Minuten bin ich gleichzeitig und bewusst in beiden Ebenen: Hier und Jetzt und dort. Ich höre die Geräusche in und außerhalb meines Zimmers, ich weiß genau, wo ich mich befinde, doch all das ist im Vergleich zu dem, was ich in dieser neuen Ebene erlebe, gedämpfter.
Was ich in dieser faszinierenden Ebene wahrnehme, fühlt sich oft viel realer, intensiver, tiefgründiger und klarer an als das, was ich in meiner alltäglichen Realität erlebe. Obwohl es etwas vollkommen Neues für mich ist, erscheint es dennoch ganz normal und natürlich – vertraut und sicher. Ich fragte mich, ob dies vielleicht die wahre Realität ist, ob dies mein echtes Zuhause sein könnte, der Ort, von dem ich ursprünglich komme. Hier habe ich das Gefühl, mein wahres Selbst zu sein – ein Ort, an dem ich alle meine Empfindungen tiefgründig und intensiv spüren kann.
Um es pur und authentisch auszudrücken: In dieser Ebene der Existenz explodiert ein Gefühl der vertrauten Ekstase, das vollständiges Einssein und umfassendes Wissen in sich trägt.
Ich befinde mich heute an einem Ort, der einem von weißem Licht durchfluteten Weltraum ähnelt. Ein pures, reines, warmes Weiß, unglaublich intensiv und dennoch angenehm anzuschauen, umgibt mich. Ich stehe inmitten einer unendlichen Weite, erfüllt von diesem Licht, das keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint. Zu meiner Überraschung verspüre ich keinerlei Aufregung, obwohl diese Umgebung anders ist als alles, was ich bisher erlebt habe. Selbst die Luft fühlt sich anders an: dichter als die, die ich kenne, und doch frischer, sauberer und klarer.
Ich verspüre den Wunsch, diese Reinheit in mich aufzunehmen und ein Teil davon zu werden. Doch ich weiß auch, dass etwas in mir noch nicht bereit ist, in diese Makellosigkeit einzutauchen, sie zu verstehen oder vollständig zu erfassen. Eine solche Art von Vollkommenheit existiert weder in meiner Realität noch in meinem Denkmuster. In unserem Leben gibt es nichts, das ganz Weiß oder ganz Schwarz ist. Unsere irdische Existenz ist von unzähligen Schattierungen zwischen Weiß, Grau und Schwarz geprägt.
Das menschliche Dasein bestätigt seine Genialität durch die Tatsache, dass es keine Norm oder Definition einer ultimativen Perfektion gibt. Ich finde es großartig und gesund, dass wir Menschen nicht perfekt sein müssen. Unsere Existenz, in all ihren reichhaltigen Facetten, macht uns als Spezies einzigartig und erfolgreich. Die Schönheit der Menschlichkeit liegt in den unzähligen Unterschieden und Imperfektionen, die uns ausmachen und die eigentliche Perfektion unserer Spezies definieren.
Die Jagd nach Perfektion ist von Anfang an eine irreführende und nie zu erreichende idealistische Fiktion, die letztendlich nur Enttäuschungen und zerplatzte Träume mit sich bringt. Man kann keinen Gipfel erreichen, der nicht existiert. Das ist meine persönliche Meinung darüber. Da ich im Leben nie danach gestrebt habe, war das, was ich in dieser reinen und perfekten Umgebung sah, nicht mit meinem irdischen Ich vereinbar. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz in dieser vollkommen weißen, warmen und wunderschönen Umgebung.
In dieser unendlichen Weite fühlte sich die Stimmung vollkommen und makellos an, als gäbe es nichts, was man verbessern könnt. Die vollkommene Perfektion des Seins, das absoluten Gleichgewicht. Unbestreitbarer Frieden, stille Ekstase und Versöhnung mit allem. Ein für mich bisher unbekanntes und neues Empfinden.
Wie passe ich hier hinein?“, geht mir durch den Kopf. „Wie kann so etwas existieren?“ Demut steigt in mir auf. Meine Glaubenssätze müssen wohl einen Fehler enthalten, denn das Konzept von Absolutheit ist mir fremd.
Es ist höchst interessant, dass allein das Betreten und Beobachten dieser raumlosen Weite und des Lichts so viele neue Gedanken und Einsichten in mir hervorgerufen hat. Ich hätte nie gedacht oder mir vorgestellt, dass so etwas möglich ist.
Gibt es die Perfektion im Universum doch, und ist sie vereinbar mit uns Menschen? Oder ist die Vollkommenheit des Imperfekten nur hier auf der Erde die perfekte Eigenschaft, um die menschliche Gemeinschaft in Harmonie zu halten?
Ich fühlte mich überfordert mit alldem und ein leiser Zweifel schlich sich in meine Gedanken: Könnte es sein, dass ich Lügen für Wahrheiten gehalten habe? Diese Frage nagte an mir, und ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, was wirklich wahr ist und was nicht.
Ich fragte laut: „Welche Überzeugungen über das Göttliche sollte ich hinterfragen?“ Welche Lügen glaube ich über das Göttliche?"
Mir ist bewusst, dass vieles, was ich über Gott, Religion, Universum und das Leben selbst gelernt habe, nicht der Wahrheit entspricht. Vieles ist angelernt oder vorgeschrieben. Regeln über Regeln, ob es um Religion, Gesellschaft oder Verhalten geht.
Mein Wissen über das Göttliche wurde bisher durch Erziehung, Bücher, Freunde, Lehrer und andere menschliche Begegnungen geprägt. Die Kirche selbst spielte dabei keine große Rolle, da ich weder als Kind noch später als Erwachsener regelmäßig eine Kirche besuchte. Ich versuchte, meine Neugier und Sehnsucht nach Antworten so gut es ging zu stillen. Doch ich habe vieles davon hinterfragt, da mich nichts vollständig überzeugen konnte oder es sich nicht gänzlich stimmig anfühlte.
Ich sehnte mich danach, diesen Aha-Moment zu erleben, in dem ich mir eingestehen konnte: ‚Ja, das ist es! Das macht jetzt Sinn für mich. Ich wollte von ihm direkt wissen, welche Lüge ich über ihn glaube. Welche Unwahrheit stand mir immer im Weg auf meiner Suche nach ihm? Welche weltliche Überzeugung ist nicht vereinbar mit seiner wahren Existenz?
Ich kann ihn als Gestalt nicht wahrnehmen, aber er fühlt sich an, als würde er die ganze Weite ausfüllen.
Seine Antwort kam, als würde seine Stimme diese endlose Umgebung durchdringen, und sie erreichte nicht meine Ohren, sondern wurde direkt in meinen Geist übertragen.
„Dass ihr mich jemals stören könntet! Dass ich zu beschäftigt sein könnte und nicht jederzeit für euch da wäre. Dass ich urteile und ihr meine Liebe erst verdienen müsstet, anstatt sie bedingungslos zu empfangen. Du hast dieses Reich hier als makellos und perfekt beschrieben, oder?“
„Ja, es wirkt irgendwie zu gut, um wahr zu sein, wenn ich ehrlich sein soll“, antworte ich schnell.
„Glaubst du, dass Zorn, Gleichgültigkeit, Kummer oder irgendetwas Negatives hier bei mir zu finden ist?“, fragt er mit einer gütigen, leicht besorgten Stimme.
„Nein“, antworte ich, „hier ist nichts Negatives zu finden. Es ist das absolute Gegenteil davon.“
„So bin ich zu euch“, fährt er fort. „Nichts Negatives kommt von mir. Ihr glaubt, dass ich euch bestrafen würde, aber ich kann nicht gleichzeitig Liebe, Richter und Vollstrecker sein. Was ihr als negativ in eurem Leben empfindet, kommt nicht von mir. Als Menschen auf der Erde habt ihr euch aus freiem Willen eure Lebensaufgabe selbst zusammengestellt. Ihr habt diese negativen Ereignisse bewusst eingebaut, um die Erfahrungen zu machen, die euch auf eine höhere Stufe bringen und euer Bewusstsein erweitern. Die Stolpersteine im Leben sind da, das stimmt, aber das Wichtigste ist, welche Entscheidungen ihr trefft, wenn ihr damit konfrontiert werdet, und wie ihr damit umgeht. Handelt ihr aus eurem Ego heraus oder aus dem Herzen?
Hass, Vergeltung und Rache sind Gefühle, die euer Ego befriedigen, nicht eure Seele. Wenn ihr euren Feinden nicht für deren Wohl vergeben könnt, dann vergebt ihnen wenigstens um eurer selbst willen und lasst die Wut, den Hass und den Vergeltungsdrang los. Ihr werdet euch danach viel leichter und unbeschwerter fühlen. Was ihr als negativ empfindet, ist nicht echt. Es ist, als würdet ihr träumen und einen Albtraum haben. Wenn ihr aufwacht, merkt ihr, dass es nur ein Traum war und nichts davon real ist. Denk darüber nach. Ich erzähle dir ein anderes Mal mehr darüber“.
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