Wie siehst du mich Gott?
- Z.W
- 13. Aug. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Okt. 2024

Ich ließ instrumentale Musik im Hintergrund spielen, nahm mein Notizbuch in die Hand und konnte durch mein inneres Auge sofort die vertraute Landschaft wahrnehmen. Es gab keinen gleitenden Prozess zwischen „davor“ und „danach“. Ich konnte den Übergang von der irdischen Realität zu dieser anderen Ebene nicht bewusst wahrnehmen. Es war augenblicklich da, ohne Vorwarnung und Übergang. Mein Verstand glitt langsam in einen Ruhezustand. Ich war mir bewusst, dass ich in meinem Sessel saß, die Wahrnehmung meiner Umgebung war vorhanden, nur viel gedämpfter im Vergleich zu der Wahrnehmung auf dieser neuen, parallelen Ebene. Es war, als wäre ich jetzt in einem Raum, wo das Wesentliche geschieht und ich trotzdem wahrnehme, was im Nebenraum abläuft. Meine ganze Konzentration war darauf gerichtet, der Rest lief nur sekundär ab.
Parallele Ebenen, die unabhängig voneinander existieren und gültig sind, wechseln innerhalb von Sekunden die Priorität. Was ich empfand, war einzigartig und faszinierend zugleich.
Ich konnte ganz klar die leuchtend grüne Wiese, die Blumen, den Weg, den Baum sehen.
Gestern fragte ich mich, wie das möglich sei. Spielt mir mein Verstand einen Streich? Aber es ist anders. Diese andere Realität und all das, was sie ausmacht, was ich sehe, höre und fühle, ist nicht mein Wissen, nicht meine Vorstellungskraft, nicht meine Intuition. Es sind nicht meine Gedanken und nicht meine Worte. Es ist so deutlich und außer Zweifel, dass es von irgendwo außerhalb meines Bewusstseins kommt.
Ich hatte mir auch heute eine Frage überlegt, aber der Ablauf der Begegnung, die Fragen, die sich dann währenddessen ergeben, was ich dabei empfinde, all das ist situationsbedingt. Als wäre ich plötzlich mitten in einem Film, dessen Handlung, Dialoge und Ende ich nicht kenne, in dem ich jedoch aktiv und frei interagieren kann.
Nach den ersten beiden Begegnungen fühlt es sich heute an wie das Schauen einer spannenden Fernsehserie, auf deren neue Folge ich total neugierig und gespannt bin. Ich laufe auf demselben Feldweg und sehe den Baum nicht weit vor mir. Schon formuliere ich die Frage in meinem Kopf: "Wie siehst du mich Gott?"
Die Antwort kommt sofort, noch bevor ich Ihn sehen kann: "Ich sehe dich durch die Schönheit der Blumen. Ich schaue mit dir, durch deine Augen, wenn du die Blumen anschaust und dich darüber freust. Ich bin in der Blume, die du riechst, im Wind, der dein Gesicht streift. Ich bin in dir und außerhalb deines Seins. Ich bin immer und überall. Ich bin nicht da, um dich zu beobachten, sondern um dich zu lieben, mich um dich zu sorgen, mit dir zu lächeln, wenn du lächelst, deine Traurigkeit und dein Zweifeln zu spüren. Ich bin allgegenwärtig und lasse dich nie allein. Wir sind eins."
Die Stimme war allgegenwärtig und drang von überall her durch. "Werde ich dich heute auch sehen?", fragte ich.
"Ja, wirst du, und du wirst mit der Zeit auch lernen, mich mit deinem Geist zu sehen. In jeder schönen Blume, in jedem Regentropfen, in jedem Menschen, jedem Tier, jedem Stern und in jeder deiner Zellen. Aber ich komme heute, schau, ich bin gerade auf dem Weg." Jetzt sah ich Ihn, wie Er auf dem Weg in meine Richtung lief. "Du musst noch vieles üben, deswegen komme ich heute und noch viele andere Male auch. Du musst etwas Wichtiges wissen: Ich richte nicht über dich, habe keine Erwartungen, dass du heute alles weißt und alles kannst. Ich bin dein Lehrer und dein Vater. Ich benote dich nicht und richte auch nicht über dich."
Während er das sagte, kam er lächelnd auf mich zu. Ich war so froh, dass er da war.
"Heute sitzen wir nicht, wir laufen zusammen", sagte er, als er bei mir war. Wir liefen nebeneinander auf der Wiese rechts des Weges. Ich konnte das Gras unter meinen Füßen spüren und den leichten Wind in meinem Gesicht. Ich fühlte mich großartig. Alles war friedvoll, leicht und zwanglos. So muss sich Sorglosigkeit anfühlen, dachte ich.
Nach einer Weile kamen wir an einen kleinen Bach an. Links und rechts an seinem Ufer standen viele Sträucher und junge Bäume. Ich blieb hinter ihm stehen und beobachtete, wie er sich hinkniete und seine Hand in das klare, kalte und glänzende Wasser gleiten ließ.
Ich konnte augenblicklich das Wasser spüren, als hätte ich meine Hand hineingetan und nicht er. Ich spürte es physisch. Die Nässe und die Kälte des Wassers.
Während er weiter seine Hand durch das Wasser gleiten ließ, sprach er, ohne mich anzusehen: "Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Alles fließt ineinander, ohne Eile, ohne Zwang, genau wie das Wasser hier. Alles ist perfekt abgestimmt und klar wie das Wasser in diesem Bach. Schaue es dir an. Es ist perfekt, nichts fehlt und nichts muss hinzugefügt werden, oder? Es gibt keinen Grund für irgendeine Sorge, denn alles ist perfekt. Du wartest noch auf die Antwort deiner heutigen Frage, oder? Ich sehe dich als perfekt, denn du bist perfekt. Ich habe keinen Fehler gemacht, als ich dich erschaffen habe. Für deine Aufgabe auf dieser Welt bist du perfekt. Und in der ganzen Pracht des geistigen Wesens das du eigentlich bist, bist du ohnehin perfekt! Ein perfektes Teil des perfekten Ganzen."
Während er das sagte, schaute er mir direkt in die Augen und ich konnte seine Güte in ihm spüren. Er sprach dann weiter: "Schaue tiefer in dich hinein, nicht nur in den Spiegel. Und jetzt lass alles sacken."
Ich setzte mich neben ihn an den Rand des Baches und fühlte mich wunschlos glücklich, gänzlich akzeptiert, gewollt, geliebt und frei von jeglichen Forderungen.
Ich dachte darüber nach, ob ich heute 'Danke' sagen sollte für all das, was er mir mitgeteilt hatte. Denn es fühlte sich so überwältigend schön an. Aber ich wusste, dass alles, was ich bekomme, selbstlos und selbstverständlich von ihm kommt. Ein „Danke“ wäre jetzt deplatziert, er erwartet nichts von mir. Ich musste nichts sagen. Er wusste sowieso, was ich fühlte.
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